Altmann: Wiederbelebung der britischen Industrie möglich
Falls Präsident Donald Trump seine Drohung wahrmacht und Zölle gegen die EU erhebt, könnten britische Unternehmen davon profitieren. Nach dem Brexit-Votum 2016 verlagerten viele Firmen ihre Aktivitäten nach Europa, was zu einem Verlust an Investitionen und Personal in Großbritannien führte. Die von Trump geplanten 30% Zölle auf die EU könnten dies ändern und Unternehmen dazu bewegen, nach Großbritannien zurückzukehren oder dort zu expandieren. Alex Altmann, Partner und Leiter des German Desk bei der Londoner Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Lubbock Fine, kommentierte: „Das Vereinigte Königreich könnte ein großer indirekter Gewinner sein.“
Altmann argumentiert, dass die britische Industrie durch die niedrigeren US-Zölle im Vergleich zur EU wiederbelebt werden könnte. Brexit hat Großbritannien mit ungenutzten Produktionskapazitäten zurückgelassen. Ein erheblicher Zollunterschied zur EU könnte entscheidend sein, um Großbritannien als bedeutendes Industriezentrum wiederzubeleben. Trumps Zölle sollen am 1. August in Kraft treten, es sei denn, die EU und die USA erzielen eine Einigung.
Das Vereinigte Königreich hat ein Handelsabkommen mit den USA unterzeichnet, das die Zölle auf Autos auf 10% senkt und die niedrigsten Zölle auf Stahl gewährt. Zudem wurde ein „Reset“-Abkommen mit der EU geschlossen, das von Premierminister Keir Starmer, einem Brexit-Gegner, ausgehandelt wurde, um Spannungen nach Jahren der Uneinigkeit zu mildern.
Die Auswirkungen des Brexit auf das Vereinigte Königreich sind weiterhin ein heiß diskutiertes Thema. Befürworter und Gegner sind sich uneinig über die Vor- und Nachteile für das Land. Einigkeit herrscht jedoch unter Ökonomen, dass der Brexit den Export, den Arbeitsmarkt und das wirtschaftliche Momentum des Landes beeinträchtigt hat. Nach dem Brexit verlagerten Finanzriesen wie Goldman Sachs und JPMorgan Vermögenswerte und Personal nach Dublin, Paris und Frankfurt, um regulatorische Komplexitäten zu vermeiden.
Carsten Nickel, Geschäftsführer bei Teneo, glaubt nicht, dass das Vereinigte Königreich von den US-Zöllen auf die EU profitieren wird. Er betont, dass die Einführung eines 30% Zolls auf die EU unklar sei und selbst bei Umsetzung nicht sofort zu einer Rückkehr von Investitionen nach Großbritannien führen würde. Zudem würde es Jahre dauern, bis Unternehmen ihre Produktion verlagern könnten. Großbritanniens komparativer Vorteil liege weiterhin im Finanzsektor, im Gegensatz zu Ländern wie Deutschland und Italien, wo die Industrie stärker exportorientiert ist.